Hintergrund

Nach wie vor sind Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen auf der Flucht. Oft gibt es für sie gar keine oder nur eine unzureichende medizinische und hygienische Versorgung. Körperliche und psychische Beschwerden und Verletzungen bleiben somit unbehandelt. People on the move*1 und homeless*2 sind durch die Umstände und in Folge ihrer Flucht insbesondere betroffen von wunden Füßen, Bauchschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Schnittwunden, Schürfwunden, (alten) schmerzenden Kriegsverletzungen, Kopf-, Glieder-, und Rückenschmerzen; sowie (sexualisierten) Gewalterfahrungen, Traumata und Diskriminierung. Es mangelt ihnen außerdem an notwendigen Dingen des alltäglichen Bedarfs, wie Zahnbürsten und -pasta, Seife, Rasierern, Nagelscheren, Menstruationsprodukten, Windeln oder Haarschneidemaschinen. Auch die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung ist häufig ein Problem.

Selbst wenn sie es bis zu ihrem Zielort geschafft haben, steht ihnen auch dort oft nur eine unzureichende und mit bürokratischen Hürden verbundene medizinische Versorgung zur Verfügung. Die Behandlungsscheine für Termine bei Ärzt*innen, die Illegalisierung der Menschen, Asylverfahren und die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften sind nur einige Aspekte, die die Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsangebote für geflüchtete Menschen und homeless erschweren.

Der MedicalBus – Radical Aid against Borders

Mit dem Projekt MedicalBus – Radical Aid against Borders bieten wir die ausleihbare Infrastruktur in Form eines umgenutzten Rettungswagens an, mit der emanzipatorische und selbstorganisierte Gruppen und Einzelpersonen direkt zu den Orten fahren können, an denen eine medizinische (Erst-)Versorgung von people on the move und homeless benötigt wird. Radical Aid against Borders bedeutet für uns, eine schnelle und notwendige Hilfe ohne große Hürden zur Verfügung zu stellen. Wir wollen Grenzen hinterfragen, umgehen, überwinden und sie für immer demontieren.

Der MedicalBus kann zudem dafür genutzt werden, Materialien für eine mobile Küche und/oder einen mobilen Informationspunkt zu transportieren, um für bis zu 200 Menschen warmes Essen und Tee/Kaffee zu kochen bzw. mehrere Handyladestationen und kostenfreies WLan bereitzustellen. Es ist außerdem möglich, dass der MedicalBus bei politischen, emanzipatorischen Großveranstaltungen oder Demonstrationen Verwendung findet.

Was genau wir anbieten und wie eine Ausleihe abläuft, erklären wir auf den nachfolgenden Seiten. Neben der Infrastruktur teilen wir auch gerne unser Wissen, unsere Informationen und Erfahrungen.

Bisher gehörte das Fahrzeug zur directsupport Struktur (directsupport.blackblogs.org) und wurde in diesem Zusammenhang zum ersten Mal eingesetzt.

Wir sind keine NGO und finanzieren das Projekt durch Spendengelder. Mit den Spenden bezahlen wir die Versicherung, Steuern, Reparaturen und Pflegearbeiten die am MedicalBus anfallen. Dieses Projekt machen wir aus einer politischen Haltung heraus und verdienen damit kein Geld.

*1 (Selbstbezeichnung von und für) Menschen, die sich auf der Flucht befinden

*2 (Selbstbezeichnung von und für) Menschen ohne feste Unterkunft

Interview über das Projekt MedicalBus in der Zeitung graswurzelrevolution April 2024